Prof. Dr. Wilma Aden-Grossmann; Prof. Dr. Gerd Iben: Weiterförderung von Schulsozialarbeit in Hessen

Vom 6. Januar bis zum 6. April 2015 haben wir die Petition mit dem beigefügten Brief an den Kul­tusminister, Herrn Prof. Dr. Lorz, auf der Plattform openPetition Deutschland veröffentlicht. Wir protestieren dort gegen die Verlagerung der Landesmittel zur Förderung von Schulsozialarbeit und gegen den Rückzug des Landes aus der Verantwortung und fordern einen flächendeckenden Ausbau von Schulsozialarbeit und die hierfür notwendigen finanziellen Mittel vom Land Hessen.

Unserer Aufforderung, diese Petition zu unterstützen, sind bislang insgesamt 12.118 Personen, da­von 9.724 aus Hessen gefolgt. Die starke und ausschließlich positive Resonanz werten wir als Be­leg dafür, dass Schulsozialarbeit bei Lehrern, Schulleitern, Sozialarbeitern, Eltern und Schülern wertge­schätzt wird. Ferner unterstützten die folgenden Organisationen die Petition:

  • Bundesarbeitsgemeinschaft katholischer Jugendsozialarbeit (BAKJ),
  • Arbeiterwohlfahrt (Bezirksverbände Hessen-Süd und Hessen-Nord, Kreisverband Frankfurt)

  • Landesverband der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW)

  • verdi (Landesverband Hessen)

  • Landtagsfraktion der SPD

Schätzungsweise tausend Unterstützer der Petition haben Kommentare abgegeben. Dabei wurden die folgenden Argumente besonders häufig vorgebracht:

  • weil Schulsozialarbeit mit vergleichsweise geringen finanziellen und personellen Mitteln ef­fektive Präventionsarbeit leistet,

  • weil sie Schülerinnen und Schülern insbesondere bei akuten Krisen einen nieder-schwelli-gen und unbürokratischen Zugang zum Beratungsangebot bietet,
  • weil Schulen und Lehrer neue Aufgaben wie z. B. Inklusion und Förderung von Flücht­lingskindern nur mit Unterstützung von Schulsozialarbeit bewältigen können,

  • weil Lehrer keine sozialpädagogische Ausbildung haben, weshalb sie von der Zusammenar­beit mit Schulsozialarbeit auch für ihren Unterricht profitieren.

  • weil es Lehrern an Zeit mangelt, Konflikte oder Probleme in der Klasse oder außerhalb des Unterrichts zu lösen,

  • weil es mit Hilfe von Schulsozialarbeit gelingt, die Quote der Schulabbrecher zu verringern,

  • weil Schulsozialarbeit wirksam berufsvorbereitend tätig ist und den Übergang Schule – Be­ruf erfolgreich begleitet.

  • weil Schulsozialarbeit bei Gefährdung des Kindeswohls oft als die erste Instanz in der Lage ist, helfend einzugreifen.

  • weil durch Schulsozialarbeit das soziale Klima an der Schule sich entscheidend verbessert,

  • Kritisiert wird die oft mit ungesicherte Finanzierung und dass viele Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen lediglich befristete Verträge erhalten.

Schulsozialarbeit: Bestandteil des Bildungswesens

Wir fordern, dass Schulsozialarbeit in Hessen wie in einigen anderen Bundesländern flächende­ckend als fester Bestandteil des Bildungswesens ausgebaut wird. Anzustreben ist eine Vollzeitstelle für 150 Schüler. Die Finanzierung kann weder allein den Schulen noch den klammen Kommunen zugemutet werden, sondern verlangt einen festen Posten im Landesetat wie es z.B.

  • Baden-Württemberg mit 55 Millionen Euro für 2012-2014,
  • Sachsen mit jährlich 13,9 Millionen,
  • Rheinland-Pfalz mit 5,6 Millionen,
  • Brandenburg mit 5,6 Millionen und
  • Schleswig-Holstein mit 4,6 Millionen praktizieren (E.u.W. 1/2015, S.32).Da Hessen reicher ist als die meisten der genannten Länder, ist es eine Frage des politischen Wil­lens. Die einstigen 300-400 000 sind indiskutabel. Freie Träger sind als Träger der Schulsozialarbeit zu bevorzugen,da die Schule einen unabhängigen Partner braucht, der eine professionelle Sozialarbeit garantiert und bei schuli­schen Konflikten als neutraler Schlichter wirken kann. In der Hochschul- und Lehrerausbildung sind Elemente der Schulsozialarbeit zu vermitteln.
  • Die häufig befristeten und spendenabhängigen Stellen der SchulsozialarbeiterInnen sind mit einer Regelfinanzierung in dauerhafte und zukunftssichere Stellen umzuwandeln. Schulsozi­alarbeit muss zu einem festen Bestandteil der Jugendhilfe werden.
  • Die Bedeutung und dringende Notwendigkeit der Schulsozialarbeit, vor allem zur Stützung sozialbenachteiligter Schüler und ihrer Eltern ,aber auch zur Verbesserung des Schul-und Lernklimas und zur Entlastung der oft hilflosen Lehrer, ist in den Kommentaren zu unserer Petition hinreichend begründet und betont worden.Die Wertschätzung dieser Arbeit könnte durch Preise für besonders wirksame Modelle unterstrichen werden, für die auch Stiftungen gewonnen werden könnten.Anmerkung: Diese Forderungen wurden bereits von den Gewerkschaftstagen der GEW 2009 in Nürnberg und 2013 in Düsseldorf formuliert.