Wilma Aden-Grossmann / Gerd Iben: Auswertung der Petition „Weiterförderung von Schulsozialarbeit in Hessen“

Vom 6. Januar bis zum 5. Mai 2015 haben wir die Petition mit dem beigefügten Brief an den Kul­tusminister, Herrn Prof. Dr. Lorz, auf der Plattform openPetition Deutschland veröffentlicht. Wir protestieren dort gegen die Verlagerung der Landesmittel zur Förderung von Schulsozialarbeit und gegen den Rückzug des Landes aus der Verantwortung und fordern einen flächendeckenden Ausbau von Schulsozialarbeit und die hierfür notwendigen finanziellen Mittel.

Unserer Aufforderung, diese Petition zu unterstützen, sind insgesamt 12.118 Personen, davon 9.772 aus Hessen gefolgt. Die starke und ausschließlich positive Resonanz werten wir als Beleg dafür, dass Schulsozialarbeit bei Lehrern, Schulleitern, Sozialarbeitern, Eltern und Schülern wertgeschätzt wird und unverzichtbar ist.

Ferner begrüßten die folgenden Organisationen die Petition und empfahlen ihren Mitgliedern, sie zu unterschreiben:

  • Bundesarbeitsgemeinschaft katholischer Jugendsozialarbeit (BAKJ),

  • Arbeiterwohlfahrt (Bezirksverbände Hessen-Süd und Hessen-Nord, Kreisverband Frankfurt)

  • Landesverband der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW)

  • verdi (Landesverband Hessen)

  • Landtagsfraktion der SPD

Hervorheben möchten wir auch, dass etwa 60 Hochschullehrer von Universitäten und Fachhoch­schulen aus ganz Deutschland die Petition unterzeichnet haben.

Schätzungsweise tausend Unterstützer der Petition haben in ihren Kommentaren begründet, warum sie die Petition unterschrieben haben. Dabei wurden die folgenden Argumente besonders häufig vorgebracht:

  • weil Schulsozialarbeit mit vergleichsweise geringen finanziellen und personellen Mitteln ef­fektive Präventionsarbeit leistet,

  • weil sie Schülerinnen und Schülern insbesondere bei akuten Krisen einen niedrig­schwelligen und unbürokratischen Zugang zum Beratungsangebot bietet,
  • weil Schulen und Lehrer neue Aufgaben wie z. B. Inklusion und Förderung von Flücht­lingskindern besser mit Unterstützung von Schulsozialarbeit bewältigen können,

  • weil Lehrer keine sozialpädagogische Ausbildung haben, weshalb sie von der Zusammenar­beit mit Schulsozialarbeit auch für ihren Unterricht profitieren.

  • weil es Lehrern an Zeit mangelt, Konflikte oder Probleme in der Klasse oder außerhalb des Unterrichts zu lösen,

  • weil es mit Hilfe von Schulsozialarbeit gelingt, die Quote der Schulabbrecher zu verringern,

  • weil Schulsozialarbeit wirksam berufsvorbereitend tätig ist und den Übergang Schule – Be­ruf erfolgreich begleitet.

  • weil Schulsozialarbeit bei Gefährdung des Kindeswohls oft als die erste Instanz in der Lage ist, helfend einzugreifen.

  • weil durch Schulsozialarbeit das soziale Klima an der Schule sich entscheidend verbessert,

Ferner wird immer wieder die gute und produktive Zusammenarbeit von Schulsozialarbeitern, Leh­rern, Schulleitung und Eltern hervorgehoben. Aus den hier genannten Begründungen wird die For­derung erhoben, Schulsozialarbeit nicht abzubauen, sondern flächendeckend an allen Schulen aus­zubauen.

Die Unterstützer der Petition kommen aus allen Teilen Hessens, aus den Landkreisen (z. B. Schwalm-Eder-Kreis 619, Darmstadt-Dieburg 439) ebenso wie aus den Großstädten (Kassel 802, Frankfurt 3005).

Kritisiert wird, dass Schulsozialarbeit vielfach nur in Projektform mit ungesicherter Finanzierung realisiert wird und dass viele Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen lediglich befristete Verträge erhalten und viele nur Teilzeitstellen haben. An einigen Schulen werden für die Finanzierung auch Spenden benötigt, deren Akquirierung zunehmend schwieriger geworden ist.

Im folgenden werden exemplarisch Kommentare im Wortlauf wiedergegeben, in denen die Unter­stützer vielfach auf ihre Erfahrungen als Lehrer, Schulleiter, Eltern und Schulsozialarbeiter, Psychotherapeuten und Wissenschaftler zurückgreifen. Diese Kommentare belegen eindrucksvoll, dass die Arbeit der Schulsozialarbeiter und Schulsozialarbeiter in einem hohem Maß anerkannt und als dringend geboten angesehen wird.

Schulsozialarbeit arbeitet effektiv und erfolgreich

  • Jasmin Berg, Schulsozialarbeiterin an der Ernst-Reuter-Schule Frankfurt: „Schulso­zialarbeit erreicht mit vergleichsweise geringen Mitteln (personellen und sächli­chen) eine große Anzahl von Kindern und Jugendlichen an einem Ort, an dem sie einen großen Teil ihres Alltags verbringen. Das macht sie zu einer sehr effektiven Form sozialer Arbeit. Langfristig angelegte präventive Konzepte können ihre Wirksamkeit nur voll entfalten, wenn sie in der Trägerschaft eines Jugendhilfeträ­gers verankert sind und finanziell abgesichert sind.“

  • Sabine Petition (Dietzenbach): „Die Schulsozialarbeit ist ein nicht mehr weg zu denkender Faktor an Grund- und vor allem Förderschulen in hessischen Städten besonders mit sozia­lem Brennpunkt. Die Kolleginnen leisten hervorragende und wichtige Arbeit und vernetzen verschiedene Institutionen an ihren „Runden Tischen“, um mit Eltern, Schülern und Schüle­rinnen, Lehrkräften, sowie Therapeuten und Beratungslehrkräften gute Vereinbarungen im Sinne des Kindes zu treffen. Sie unterstützen bei Jugendhilfemaßnahmen und erleichtern da­mit die Arbeit der Lehrkräfte in einem nicht zu unterschätzendem Maße. Sie arbeiten mit den Kindern und Jugendlichen intensiv auf der sozio-emotionalen Ebene. Diese vielfältige soziale Arbeit ist unbedingt notwendig und muss an Hessens Schulen weiter ausgebaut wer­den.“

  • Prof. Dr. Elke Schimpf (Frankfurt):Schulsozialarbeit ist für die Teilhabe an Bil­dung aller Bevölkerungsgruppen notwendig – Kinder und Jugendliche benötigen signifikant andere Erwachsene, die sie nicht nach ihren Leistungen bewerten, son­dern sie in ihren Entwicklungen unterstützen können und mit ihnen Perspektiven eröffnen, in welchen sie ihr kreatives Potential und ihre Gestaltungswünsche zum Ausdruck bringen können und kollektive Formen demokratischer Verständigung erfahren können.

  • Henrik Lohrberg (Frankfurt):Deutschland weist im internationalen Vergleich mit die schlechtesten Aufstiegschancen für Kinder mit sozial schwachen Eltern auf. Schulische Sozialarbeit ist eines der wenigen Mittel, diese Chancen zu verbessern. Schulen mit einer funktionierenden Sozialarbeit sind Orte, an denen Integration täglich gelingt.

  • Unveröffentlicht: „Schulsozialarbeit hat einen messbaren Anteil daran, Randgrup­pen, sozial Benachteiligte und auch emotional verwahrloste Kinder aus gutsituier­tem Hause in die Gesellschaft zu integrieren und damit einen gesellschaftlichen Mehrwert zu schaffen. Diese Investition kostet Geld. Wer die Bedeutung des Bil­dungssystem stets hoch hält, ohne weiteres Geld investieren, zu wollen handelt konträr zu seinen Reden und fördert den immer größeren Abstand zwischen Gut­ausgebildeten und Erfolgreichen und Schlecht ausgebildeten und Unzufriedenen. Die abschätzbaren Folgekosten werden voraussichtlich höher ausfallen, als die bisher zur Verfügung gestellte Summe. Zumal die 400.000 € für das Land Hessen nur ein äußerst geringer Bruchteil des Haushalts darstellt.“

  • Annette Stein (Körle): Wir haben lange gekämpft, um überhaupt Schulsozialarbeit zu bekommen und der Unterschied zu vorher ist riesig. Endlich gab es jemanden Unabhängiges für die Schüler. Es ist schrecklich, dass nun wieder auf Kosten der Schüler gespart wird!“

Kritik an der Sparpolitik

  1. Prof. Dr. Frauke Stübig (Marburg): Kahlschlag der Schulsozialarbeit bedeutet für die sozial Schwächsten in den Schulen eine weitere gravierende Rücksetzung.“

  2. Steven McAvinue (Frankfurt):Es ist mehr als nur Fragwürdig auf Landesebene die Leistungen zur Schulsozialarbeit zu streichen, wenn gleichzeitig im Bundestag über den Ausbau und eine dauerhafte Absicherung der Schulsozialarbeit an allen Schulen durch ihre rechtliche Verankerung im Jugendhilferecht des Achten Sozial­gesetzbuchs (SGB VIII) als Regelleistung debattiert wird. Vor allem, da es Partei­übergreifend unterstützt wird.“

  • Renate Kristin (Pohlheim): Ich finde es unverschämt wie das Kultusministerium sich mit der 105% Zuweisung „freikauft“ und damit den Schulen den schwarzen Peter zuschiebt.“

  • Andreas Klapper (Brechen): „Kinder- und Jugendsozialarbeit ist ein gesamtgesell­schaftlicher Auftrag, der für die Erziehung unserer Kinder und den Erhalt unserer Werteordnung unerlässlich ist.“

  • Verena Krauss (Bad Vilbel):Es ist doch wohl selbstverständlich, dass ein Staat, der sich „Sozialstaat“ nennt, auch finanziell und strukturell Verantwortung trägt für soziale Arbeit – so lobenswert und wichtig private Initiativen auch sein mögen. Oder soll alles, was namhaf­te Sozialpädagogen, wie z.B. Prof. Berthold Simonsohn und seine Kollegen aufgebaut und an Erkenntnissen zusammengetragen haben, wieder einfach „abgeschafft“ werden? Eine er­bärmliche Finanzierung der Schulsozialarbeit bisher – in ganz Deutschland – und jetzt diese Aktion – unfassbar!“

  • Klaus Armbruster (Darmstadt): Da geht die Landesregierung auf der einen Seite damit hausieren, dass seit Jahren die beste Lehrerversorgung geschaffen und trotz Schülerrück­gang nicht in der Unterrichtsversorgung gespart wurde. Auf der anderen Seite verschweigen sie bewusst, dass bei der Umsetzung der inklusiven Beschulung und bei den hohen Arbeits­zeiten und -belastungen der Lehrkräfte gespart wird, was das Zeug hält! Und jetzt auch noch bei der Schulsozialarbeit? Das ist ja wohl die Höhe! Gerade für die eingeforderte Chancengleichheit ist Schulsozialarbeit unverzichtbar, aber das interessiert scheinbar nicht einmal mehr die Grünen… Oder doch? Dann lasst mal von euch hören.“

  • Wilfried Hülsemann (Schwalbach):Verantwortliche Politikerinnen bezeichnen Deutsch­land in öffentlichen Redeauftritten gerne als „Bildungsland“. Andererseits weigern sie sich, die finanziellen Mittel für den Sektor „Bildung“ in seinem Wirkungszusammenhang (dazu gehört auch Schulsozialarbeit, Inklusion mit qualifizierten Kräften usw.) bereit zu stellen. Deutschland investiert in den Bildungssektor viel weniger Geld als manche andere Länder. Dieser Widerspruch muss mit allen möglichen politischen Mitteln dargestellt wer­den – in der Hoffnung, dass verantwortliche Politiker auf kommunaler, Landes- und Bundes­ebene für ihre jeweiligen Zuständigkeiten dem Bildungsbereich höhere Priorität einräu­men.“

  • Reinhard Deutschendorf (Twistetal):Auch die Schulsozialarbeit an 14 Schulen im Land­kreis Waldeck-Frankenberg, eingerichtet seit 2008, wird zum 31.7.2015 ohne Beteiligung des Landes Hessens dastehen. Die Vereinbarung des Staatlichen Schulamtes Fritzlar mit dem Landkreis Waldeck-Frankenberg zur Finanzierung und Durchführung von Schulsozial­arbeit wurde noch in 2014 gekündigt. Sinkende Schülerzahlen und damit verbundene Über­hänge bei den Lehrerstellen machen es den Schulen unmöglich, ihren Finanzierungsanteil aus den 105% zu erbringen. Die Vorgabe, entweder Lehrerstelle oder Schulsozialarbeit, ist ein entscheidender Systemfehler.“

  • Torsten Fink (Frankfurt): „Ohne Schulsozialarbeit können gerade die Großstadt-Schulen nicht mehr arbeiten. Ein Streichung der Schulsozialarbeit ist die Abschie­bung der Jugendlichen in die Kriminalität!“

  • Ute Vogel (Hofheim): Als ehemalige Schulleiterin weiß ich, dass die 104 bzw. 105-prozentige Lehrerversorgung nur bedingt ausreicht, um strukturelle Lücken im Bereich der Unterrichtsversorgung bei besonderer Profilbildung, Lehrerentlas­tung für Schulentwicklungsaufgaben, Förderung von SchülerInnen zu schließen. Auf keinen Fall dürfen dafür andere wesentliche Bereiche, die SchülerInnen, Eltern und Lehrkräfte unterstützen, abge-baut werden (wie z. B. Schulsozialarbeit oder Schulpsychologen). Im Gegenteil, auch diese Bereiche müssten aufgestockt werden, wenn man endlich den Anspruch auf gleichberech-tigte Wahrung der Bildungschancen aller SchülerInnen durchsetzen will.

  • Gudrun Berghaus (Frankfurt):Ohne Schulsozialarbeit wäre die Arbeit an der Ge­org-Büchner-Schule, an der ich bis 2005 für 21 Jahre lang unterrichtete, nicht vorstellbar gewesen. Wie oft haben sie in schwierigen Konflikten den „richtigen“ Draht zu den Jugendlichen gefunden und gemeinsam mit dem Elternhaus, den be­troffenen Kollegen oder der Schulleitung nach einer Lösung des Problems gesucht. … Schulsozialarbeit ist heute sicher mehr denn je unabdingbar und sollte auf sicheren finanziellen Füßen stehen, nicht gegen andere Projekte in Konkurrenz stehen müssen. Traurig, dass die Grünen einer Mittelstreichung zustimmen.“

Mehr Investitionen für Schulsozialarbeit

  • Prof. Dr. Barbara Friebertshäuser (Frankfurt/M): „Schulsozialarbeit sollte als eigenständi­ges Arbeitsfeld einen Platz in den Schulen des Landes Hessen behalten. Die Bemühungen um Chancengleichheit, Integration und Inklusion können auf diese Weise weiter gefördert und unterstützt werden. Hier benötigen die Schulen eher mehr Unterstützung, um allen Auf­gaben in diesem Feld gerecht zu werden. Das Land sollte sich hier nicht seiner Verantwor­tung entziehen.

  • Angelika Wolff (Frankfurt): Als Mitautorin einer Studie über „nicht beschulbare“ Jugend­liche, die in zwei Bänden unter dem Titel „Störer und Gestörte“ im Verlag Brandes & Apsel erschienen ist (Herausgeber: Thomas von Freyberg und Angelika Wolff), bin ich überzeugt davon, dass die Schulsozialarbeit gesichert und ausgebaut werden muss.“

  • Prof. Dr. Thomas Olk (Universität Halle): „Schulsozialarbeit ist auch im Land Hessen ein unverzichtbares sozialpädagogisches Dienstleistungsangebot am Ort der Schule. Der Be­darf an Schulsozialarbeit ist fachpolitischen angesichts der Veränderungen in den Lebens­bedingungen von Kindern und Jugendlichen und der Entwicklungen im Bildungssystem un­bestritten. Schulsozialarbeit kann aber nur wirken, wenn sie verlässlich vor Ort angeboten und als langfristige Dienstleistung im Bildungssystem verankert ist.“

  • Dr. Hiltrud Kirchmann (Frankfurt): „Angesichts meiner Erfahrung als analytische Kinder- und Jugendlichentherapeutin und Ärztin für Kinder- und Jugendpsychiatrie ist eine Sozial­arbeit in den Schulen dringend erforderlich und müsste intensiviert, nicht gestrichen wer­den. Im Rahmen von Versuchen, die in meinen Augen nach wie vor fragliche Inklusion von lernschwachen Kindern durchzusetzen, ist dies außerdem unerlässlich!“

  • Peter Hartwig (Ginsheim-Gustavsburg): „…. Die falsche Annahme, die Herausforderungen würden allein mit Umverteilung zu bewältigen sein, muss sich endlich aus den Köpfen der Entscheidungsträger in beiden Ministerien des Landes (Kultus und Finanzen) verabschie­den und der mutigen Einsicht Platz machen, dass echte deutliche Investitionen notwendig sind.“

  • Horst Keitel (Pädagogischer Leiter einer Gesamtschule Kassel): „Eine sichere Finanzierung durch das Land ist die Voraussetzung für eine nachhaltige Schulsozialarbeit, die finanziell nicht in Konkurrenz zu anderen Aufgaben der Schule gesetzt werden darf.“

  • Heinrich Graf (Twistetal): „Durch die Schulsozialarbeit und deren weitere finanzielle Un­terstützung (wenn auch unzureichend) wird zumindest ein kleiner Beitrag gegen das soziale Auseinanderdriften unserer Gesellschaft in Deutschland und hier speziell in Hessen geleis­tet. Zur Finanzierung der Schulsozialarbeit schlage ich vor, dass hierfür das Subventions­millionendauergrab „Flughafen Kassel-Calden“ des Landes Hessen, der Gemeinde Calden und des Landkreises Kassel privatisiert wird (lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schre­cken ohne Ende), da hierdurch laufende Ausgaben von wenigstens sieben Millionen Euro p. a. sinnvoller verwendet werden können.“

  • Ruth Storn (Bad Vilbel): „Leider gibt es an der Schule, an der ich seit 1976 bis 2011 tätig war (G.-Kerschensteiner-Schule, Obertshausen) bis heute keine Schulsozialarbeit – trotz mehrfacher intensiver Initiativen von Schulleitung, Lehrern und Eltern – weil eine Mischfi­nanzierung , an der sich die Stadt Obertshausen beteiligen würde, von der Stadt für diese Berufliche Schule abgelehnt wurde. Nach solchen Erfahrungen bin ich der Meinung, dass die Schulsozialarbeit auch konzeptionell in die Verantwortung der hess. Landesregierung gehört, die für das pädagogische Personal an den hess. Schulen zuständig ist.

  • Bernhard Becker (AWO Frankfurt)In einer entwickelten Gesellschaft ist eine erfolgreiche Schulbildung der Schlüssel zu einem menschenwürdigen Leben. Die hessischen Projekte der Schulsozialarbeit haben seit Jahrzehnten ungezählten benachteiligten jungen Menschen das Tor zur Teilhabe an unserer Gesellschaft geöffnet. Die Erfolge sind nachgewiesen. Hier zu kürzen bedeutet nicht nur, sich an den Lebenschancen zukünftiger Schülergenerationen zu versündigen. Es ist auch ökonomisch unsinnig, denn selten bewirkt der Einsatz so weniger öffentlicher Mittel so viel: Geringere Schulabbrecherquoten heute bedeuten weniger Sozial­ausgaben morgen. Ein Verzicht auf die Förderung von Bildungschancen ist deshalb alles andere als ein sparsamer Umgang mit Steuermitteln, denn jeder hier „gesparte“ Euro wird für uns alle noch sehr, sehr teuer werden.“

  • Ute Vogel (Hofheim): „Als ehemalige Schulleiterin weiß ich, dass die 104 bzw. 105prozenti­ge Lehrerversorgung nur bedingt ausreicht, um strukturelle Lücken im Bereich der Unter­richtsversorgung bei besonderer Profilbildung, Lehrerentlastung für Schulentwicklungsauf­gaben, Förderung von SchülerInnen zu schließen. Auf keinen Fall dür­fen dafür andere wesentliche Bereiche, die SchülerInnen, Eltern und Lehrkräfte unterstüt­zen, abgebaut werden (wie z. B. Schulsozialarbeit oder Schulpsychologen). Im Gegenteil, auch diese Bereiche müssten aufgestockt werden, wenn man endlich den Anspruch auf gleichberech-tigte Wahrung der Bildungschancen aller SchülerInnen durchsetzen will.“

  • Inka Scheunert (Marburg):Die Petition ist mir deswegen wichtig, weil ich einen großen Bedarf an Sozialarbeitern an Schulen sehe. Lehrer sind mit den Teilaufga­ben Unterrichten, Fördern, Differenzieren, Diagnostizieren, Erziehen, Korrigieren, Elternarbeit, Organisieren, Konferenzen etc. bereits derart überlastet, dass sie we­der Zeiträume noch Kraftressourcen erübrigen können, um sich auch noch verant­wortungsbewusst und gründlich, wie es erforderlich wäre, um einzelne Lerner zu kümmern, die einen höheren Bedarf an pädagogischer Unterstützung haben, um ihren Weg zu finden.

  • Dr.Stefan Beck (Frankfurt): „Die Beibehaltung der Finanzierungsgrundlage der Schulsozi­alarbeit in Hessen ist ein Grundlage der gemeinsamen Anstrengung von allgemeinbildender Schule und Sozialarbeit für eine zukünftige demokratische Gesellschaft.“

  • Frauke Schönfeld-Süß (Hohenstein):Wenn Deutschland Bildungsland sein soll, muss Bil­dung für alle Gesellschaftsgruppen ermöglicht werden und somit eventuelle Benachteiligun­gen Einzelner, als gesellschaftliche Aufgabe wahrgenommen werden. Dies erfordert auch den Einsatz entsprechender Geldmittel. Dies ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe und kann nicht auf die einzelnen Schulen mit ihren jeweils völlig unterschiedlichen Rahmenbe­dingungen abgewälzt werden.“

  • Hartmut Möller (Marburg): „Schule ist nicht mehr nur ein Ort der Wissensvermittlung, son­dern wird gerade mit dem Ausbau von Ganztagsangeboten zu einem wichtigen Lebensbe­reich von Kindern und Jugendlichen. Schulsozialarbeiterinnen und Schulsozialarbeiter sind ein wichtiger Ansprechpater bei ‚Sorgen, Problemen und Krisen… sie sind vor Ort, – die Ju­gendhilfe ist weit weg !!! Ich habe seit Jahren als Lehrer sehr eng mit Schulsozialarbeiterin­nen und Schulsozialarbeiter zusammengearbeitet. Schulsozialarbeit darf nicht abgebaut werden, – im Gegenteil, die Schulsozialarbeit muss kontinuierlich ausgebaut werden! Dies auch aktuell vor dem Hintergrund von Kindern und Jugendlichen, die mit ihren Eltern als Flüchtlinge in unserem Land Zuflucht gefunden haben und ein Grundrecht auf Bildung und sozialem Wohlergehen haben.“

  • Bettina Weith (Hirschberg): Diese Petition ist wichtig, weil die politisch gewollte Inklusion unter den momentanen personellen Bedingungen pädagogisch nicht verantwortungsvoll um­gesetzt werden kann. Des weiteren wächst fast schon jedes 2. Kind in getrennten Elternhäu­sern auf, was die Arbeit der Lehrkräfte auf ein hohes Maß über den Unterricht hinaus er­weitert hat. Dafür brauchen wir dringend MEHR Unterstützung und erst recht nicht weni­ger! Gerne bin ich bereit, einmal einen Tag Besucher in meine 7. Hauptschulklasse mit drei Inklusionsfällen mitzunehmen, damit das Problem einmal offen ersichtlich wird. Dies ist vom ministerialen Schreibtisch aus sicher schwierig zu beurteilen und es kann m.E. nach nicht sein, dass finanzielle Sparmaßnahmen auf dem Rücken der Lehrer und der nachfol­genden Generationen ausgetragen werden. Daher bitte ich, diese Entscheidung zu überden­ken. P.S.: An unserer Schule gibt es keine/n Schulsozialarbeiter/in vor Ort!

Prekäre Arbeitsverhältnisse von Schulsozialarbeitern

  • Carolin Maxeiner (Diez):Ich bin selbst Schulsozialarbeiterin und z.T von den Kürzungen betroffen. Meine Stelle wird seit 3 Jahren jährlich befristet. Im ersten Jahr konnte ich noch über das Bildungs- und Teilhabepaket über den Landkreis finanziert werden, seit dem letz­ten Jahr erfolgt die Finanzierung über die Kommune, die auch Anstellungsträger ist. Ei­ne direkte Übernahme durch die Schule ist bis dato aus finanziellen Gründen gescheitert. Wie es 2016 aussehen wird mit meiner Stelle ist unklar, da sich keiner so richtig finanziell verantwortlich sehen will. Die Notwendigkeit meiner Stelle ist unbestritten.

  • Martina Fromm (Langenselbold): „… weil ich selbst in der Schulsozialarbeit seit 11 Jahren mit Folgeverträgen oder Projektverträgen arbeite mit unterschiedlichen Vergütungen , un­terschiedliche Stundenanzahl aber die selbe Arbeitsanforderung. Irgendwann sollte man wissen, wie wichtig diese Arbeit ist.“

  • Annika Trimborn (Messel): „Viele Stellen sind nur befristet und/oder Projektgebunden. Da­durch besteht viel zu wenig Kontinuität in der Arbeit an diesen Schulen und das was bisher erreicht wurde, verpufft ganz schnell wieder. Eine weitere „Beschneidung“ dieser Arbeit durch die Finanzierungsfrage schadet der Schulsozialarbeit auf ganzer Linie weiter und sollte grundsätzlich auf sichere Grundlagen gestellt werden. Wenn diese Petition dazu bei­trägt, die bestehende Schulsozialarbeit zu unterstützen und das Thema weiter in die Öffent­lichkeit zu rücken (und damit sehr optimistisch gedacht, weitere Schulsozialarbeiterstellen zu fördern), dann gebe ich hier gerne meine Stimme dafür ab!“

Schulsozialarbeit fördert die Integration und Inklusion

  • Prof. Dr. Kurt Jacobs (Hofheim):Schulsozialarbeit ist nicht nur zur besseren Ausgestal­tung des Übergangs Schule-Arbeitswelt unverzichtbar wichtig, sondern bezieht sich auch auf die aktuellen Probleme und Widerstände (Vorurteile, Berührungsängste) im Rahmen ei­ner inklusiven Beschulung. Hier kommt der Schulsozialarbeit ein wesentlicher Stellenwert zu, mentale Barrieren in den Köpfen abzubauen, um ein inklusives Miteinander in Schule und Gesellschaft weiterentwickeln zu können.“

  • Ariadne Michaelopoulos (Frankfurt):Schulsozialarbeit fördert Kinder, hilft Familien und verhindert, dass Kinder unter den Einfluss radikaler Gruppierungen geraten, dies finde ich aktuell besonders wichtig. Schulsozialarbeit fördert Integration und Gleichberechtigung.“

  • Sabine Stadager (Frankfurt): „In der Schule treffen Kinder und Jugendliche aus unter­schiedlichen sozialen Schichten, aus unterschiedlichen Religionen und ggf. aus unterschied­lichen Herkunftsländern mit unterschiedlichen Wertevorstellungen zusammen. Die Schule ist sozusagen der Schmelztiegel, den alle Kinder und Jugendlichen durchlaufen müssen. Je­der Schüler soll nach seinen Fähigkeiten gefördert und gefordert werden, dies gilt nicht nur für die eigentlichen Schulfächer wie Deutsche, Mathe und Biologie usw. Es geht auch um die vielfältigen sozialen Kompetenzen, z.B. Rücksicht auf einander nehmen, Hilfsbereit­schaft, Konflikte ohne Gewalt zu lösen, Respekt vor den Mitschülern, niemanden verachten nur weil er anders ist oder die falsche Jeans trägt. Sozialarbeit in der Schule hilft, diese für die Gesellschaft unentbehrlichen Werte der sozialen Kompetenz, zu vermitteln. Sie hilft Kon­flikte schon in den Anfängen zu erkennen und Lösungen zu finden. Sie hilft Ausgrenzungen zu vermeiden und das wir Gefühl innerhalb der Klasse zu stärken. Sie hilft das miteinander zu fördern und das gegeneinander abzuschwächen. Sozialarbeit in der Schule ist eine unent­behrliche Grundlage für das Erlernen der sozialen Kompetenzen.“

  • Dr. phil. Cornelia Wegeler-Schardt (Frankfurt): „… Angesichts des zunehmenden Zulaufs von jungen Menschen zu extremen Gruppierungen und zum IS, finde ich die Reduzierung oder gar Abschaffung der Schul-Sozialarbeit unverantwortlich und nicht vertretbar. Wie ich aus eigener reicher Praxis-Erfahrung als Kinder-und Jugendlichen-Psychotherapeutin weiß, ist Schulsozialarbeit ein unverzichtbares präventives Instrument für die Stärkung der integrativen Kräfte und Hoffnung von Kindern, die sie zu verlieren drohen.“

  • Prof. Dr. Ingrid Kurz-Scherf (Marburg): Die Schule kann und muss Benachteiligungen und besondere Probleme von Kindern aufnehmen und so bearbeiten, dass ein möglichst hohes Maß an Gleichberechtigung und eine möglichst gute Vorbereitung für das weitere Leben er­reicht wird. Lehrer und Lehrerinnen müssen dabei dringend durch qualifizierte Sozialarbei­ter und Sozialarbeiterinnen unterstützt werden. Der Schaden, der dadurch entsteht, dass die Schule nicht oder unzulänglich mit entsprechenden Kapazitäten ausgestattet wird, ist irre­parabel.“

  • Angela Federlein (Weilrod):Schulen werden als Sozialagenturen immer wichtiger für die Integration der Gesellschaft. Offensichtlich werden Erziehungsaufträge von der Familie wie von der Gesellschaft allgemein an die Schulen delegiert. Familien können manchmal nicht mehr die ausreichende Fürsorge und Versorgung ihrer Kinder ökonomisch, sozial und psy­chisch leisten. Um aber Kinder mit Lerndefiziten oder Verhaltensproblemen, die solchen Verhältnissen erwachsen können, optimal zu fördern und ihnen durch Leistungszuwachs auch ein Selbstwertgefühl zu vermitteln, bedarf es der Schulsozialarbeit. Hinzu kommen die Kinder der Menschen, die hier Asyl beantragen und die eine völlig andere Sozialisation als die unsrige erfahren haben. Sie müssen sorgsam in unsere Kultur integriert werden, ohne ihre kulturelle Identität aufgeben zu müssen. Das können Lehrer im Unterrichtsgeschehen nicht leisten. Dazu bedarf es anderer ausgebildeter Fachkräfte, eben der Sozialarbeiter Misslingt eine soziale Integration, die auch die Berufsfähigkeit zu beinhalten hat, dann ist der Schritt in eine politische Radikalisierung, die meist das fehlende Selbstwertgefühl ver­mittelt, nicht weit, wie jüngste Beispiele aus Frankreich zeigen.“

Schulsozialarbeit begleitet erfolgreich den Übergang Schule – Beruf

  1. Prof. Dr. Dr.h.c Ingrid Brakemeier-Lisop (Frankfurt (M)):Weil wir uns ökonomisch, politisch und ethisch Schul- und AusbildungsabbrecherInnen nicht leisten können!“

  • Andrea Sartor (Obertshausen): „Nur durch die intensive Kooperation der Lehrkräfte und der Arbeit einer Schulsozialarbeiterin … ist es uns gelungen, die Vermittlungserfolge von Jugendlichen in eine Ausbildung oder eine weiterführende Schulausbildung erheblich zu steigern. Ein Großteil dieser Jugendlichen haben multiple persönliche Problemlagen und waren vor dieser Zeit schwerst vermittelbar. Durch die intensive Tätigkeit der Sozialarbeite­rin in Kooperation mit der Arbeitsagentur gelingt es uns mittlerweile 75-80 % dieser Ju­gendlichen in eine Ausbildung oder weiterführende Schulform zu vermitteln. Dies ist eine Arbeit, die Lehrkräfte neben ihrem Unterricht nicht leisten können. Wir benötigen dafür dringend die Unterstützung dieser Sozialarbeiterin an unserer Schule. Eine Kürzung/Strei­chung der Mittel für Schulsozialarbeit würde dazu führen, dass diese gute Arbeit, Netzwerke und Kontakte wegbrechen würden und wieder einige Hunderte Jugendliche nicht in den Ar­beitsmarkt finden und abhängig bleiben von anderen Sozialleistungen.“

  • Torsten Kolb (Darmstadt): Die Petition ist mir wichtig, da die Schulsozialarbeit integraler Bestandteil unserer Schule ist und vor allem die Schülerinnen und Schüler berät, die am meisten auf Hilfe und Unterstützung angewiesen sind. Vor allem vor dem Hintergrund nach­haltiger Bildung und dem Interesse möglichst viele Menschen in den Arbeitsmarkt zu inte­grieren, ist Schulsozialarbeit ein Investment, das sich volkswirtschaftlich auszahlt. Daher habe ich Interesse daran, dass die Schulsozialarbeit langfristig von der Landesregierung wertgeschätzt und mitfinanziert wird.“

  • Najat El Fechtali (Frankfurt): „Ich war selbst Schülerin an dieser Schule und die Schulsozi­alarbeit hat mir sehr geholfen. Nicht nur bei den Hausaufgaben sondern später bei meinen Bewerbungsbemühungen. Ich denke das diese Arbeit sehr wichtig ist.“

Eltern und Elternbeiräte fordern Schulsozialarbeit

  • Heiko Weiershäuser (Wolfhagen): „Als Elternbeirat kann ich sehr gut einschätzen, wie wichtig die Schulsozialarbeit für unsere Kinder ist. Nicht alle Kinder können in ihrem El­ternhaus genügend soziale Kompetenzen erhalten. In unserer Gesellschaft muss das aber ausgeglichen werden. Und genau da ist die Schulsozialarbeit einer der wichtigsten Baustei­ne Hier den Rotstift ansetzen zu wollen, ist fatal, kurzsichtig und selten dumm !“

  • Christine Hartwig-Thürmer (Frankfurt): „In der Schule unserer Kinder Gymnasium in Frankfurt/M) haben wir die Einrichtung der Schulsozialarbeit als Elternvertretung durchge­setzt und unterstützt. Die eigene Erfahrung mit den wunderbar wirkenden Sozialarbeitern (Angebote für einzelne Schülerinnen, Klassen, Elternabende, Projekte, Gesprächspartner für die Schulgemeinde) zeigte, dass gerade auch für Gymnasien eine solche „Instanz“, die keine Noten gibt, sehr hilfreich wirkt – auch wenn es nicht in einer Kosten-Nutzen-Rechnung „bewiesen“ werden kann.“

  • Dr. Dirk Bender (Willingen): „Ich bin stellv. Schulelternbeiratsvorsitzender einer kooperati­ven Gesamtschule, wir sind direkt betroffen von der Streichung. Wir halten die Schulsozial­arbeit für sehr wichtig, um insbesondere in unserer Schulform Integration, Toleranz, maß­vollen Umgang mit Alkohol, Nikotin, Vermeidung von Drogenkonsum und ein gutes Mitein­ander zu fördern. Das ist so in den letzten Jahren gelungen, bei uns gibt es keine Pegida Tendenzen! Bitte nicht auf Landesebene bestehende Strukturen zerstören, die alle Politiker parteiübergreifend auf Bundesebene gerade für sehr wichtig erachten!“

  • Werner Dörr, Vorstandsmitglied Landeselternbeirat Rheinland-Pfalz: ,„Die Erfüllung der­Stundentafel und Schulsozialarbeit sollten beides Pflichtaufgaben im Bildungswesen sein, die keinesfalls in haushaltstechnische Konkurrenz zueinander treten dürfen!“

  • Michaela Bittner (Ottrau): „Ich habe als Mutter von 3 Kindern erfahren dürfen, wie wert­voll die Arbeit der Schulsozialarbeit ist. Sie hilft bei Konflikten zwischen den Kindern unter­einander und auch mit Lehrern. … Sie macht den Schulalttag deutlich besser, friedlicher und freundlicher und sollte eher noch ausgebaut werden.“

Zahl der auffälligen und schwierigen Schüler und Schülerinnen gestiegen

  • Cornelia Höller, Oberstudienrätin (Bad Vilbel): Ich bin Lehrerin an einer Brennpunkt-Schule im Rhein-Main-Gebiet und weiß aus eigener Erfahrung, dass die Zahl der auffälli­gen und schwierigen Schüler ansteigt. Auch das Klassenklima hängt maßgeblich von einem guten und störungsfreien Miteinander ab. Lehrer und Lehrerinnen sind aber sozialpädago­gisch gar nicht ausgebildet: Schulsozialarbeit ist daher alternativlos. Es ist daher unbe­greiflich, die Streichung von Sozialarbeit in der Schule überhaupt in Erwägung zu ziehen.“

  • Rózsa Hülsemann (Schwalbach):Was ist das für eine kurzsichtige Sozialpolitik? Man ist entsetzt über bestimmte Fehlentwicklungen von Jugendlichen und sieht nicht den Zusam­menhang mit Prävention, die u.a. auch durch die Schulsozialarbeit gewährleistet wird!“

  • Stefanie Bunde (Frankfurt): „Wir sind tagtäglich mit Mobbing, Missbrauchsfällen, psy­chisch extrem auffälligen Schülern und zunehmend mit depressiven Kindern und Jugendli­chen konfrontiert. Dafür haben wir weder die Ausbildung noch die Kapazitäten. Eine Schule ohne Schulsozialarbeit ist eine unprofessionelle Institution.“

  • Gabriele Droese (Maintal): „Ich bin Klassenlehrerin einer 8. Hauptschulklasse. Die sozialen seelischen Belastungen der Schülerinnen und Schüler werden immer größer und üben im­mensen Druck auf die Jugendlichen aus. Immer häufiger erlebe ich, dass Jugendliche un­entschuldigt dem Unterricht fernbleiben. Eltern erklären sich hilflos. Schulsozialarbeit ist in diesen und weiteren Fällen ganz ganz dringend nötig. Wir Lehrer haben dafür keine Kapazi­tät.“

  • Isabelle Schmidt (Elbtal)Weil an unserer Schule das Aggressionspotenzial immer weiter ansteigt, aber auch viele Eltern-Kind-Probleme von der Schulsozialarbeiterin unterstützt werden. Es ist eine Arbeit, die für jede Schule von immer größer werdenden Bedeutung ist.“

  • Nadine Kilper (Frankfurt): Eigentlich sollten die Gewaltexzesse von jungen Menschen und die wachsende Kriminalität die Politik dazu veranlassen, dass sie noch viel mehr Sozialar­beiterInnen einstellt.“

  • Marion Weinreich (Korbach): „Sozialarbeit in der Schule wird immer wichtiger – ist unver­zichtbar. Kinder und Jugendliche sind die zukünftigen Gestalter unseres Landes. Wie wird es sich entwickeln, wenn sie schon in Schule im sozialem Erleben alleingelassen werden? Bil­dung ist ein sehr hohes Gut – erlebte Beziehung jedoch ist der Grundstein für unser Leben. … Der Schulalltag bringt für die Kinder täglich Themen wie Konflikte, Übergriffig­keiten, Mobbing, Demütigungen, Anfeindungen. Ebenso stösst man in der Schule auf krimi­nelles Verhalten wie Diebstahl, Drogenhandel u.s.w. Schüler, Eltern und Lehrer brauchen die Unterstützung von Schulsozialarbeitern, um diesen Problemen mit ihrer Hilfe begegnen zu können und Lösungen zu suchen. Wenn diese Möglichkeit genommen wird, werden wir in Zukunft mit immer schwierigeren Problemen in der Gesellschaft zu kämpfen haben. Egois­mus, Verrohung, Gewalt in unserem Land werden die Antworten auf diese Politik sein.“

  • Luise Kohl- Hajek (Homberg): „Ich bin seit 1981 an meiner Schule, einem Gymnasium, tä­tig. Seit Mitte der 90 er Jahre bin ich Beratungslehrerin. Die Aufgaben und die Anforderun­gen, die in diesem Bereich anfielen, haben über die letzten Jahre so zugenommen, dass sie von Lehrern unmöglich geleistet werden können. Wir haben eine zunehmende Zahl psychi­scher Erkrankungen unter Schülern und viele häusliche Probleme, die z.T. eine enge Zusam­menarbeit mit dem Jugendamt und diversen Beratungsstellen erfordern. Das ist von uns Lehrern nicht zu leisten, weder von unserer Ausbildung her, noch, und das vor allem, inner­halb des Rahmens von ein, zwei Entlastungsstunden.

Schulsozialarbeit leistet einen wichtigen Beitrag zur Schulgemeinschaft

  • Anette Schmidt (Schwalmstadt): Schulsozialarbeit ist zu einem festen Bestandteil an unse­ren Schulen geworden und im Schulalltag unverzichtbar. Die SchulsozialarbeiterInnen ha­ben jahrelange Aufbauarbeit geleistet, sind integriert in die schulischen Prozesse und An­laufstelle für alle an Schule beteiligten Personen (Schüler, Lehrer und Eltern). Sie können vermitteln und beraten und einen außerordentlich wichtigen Beitrag für eine gute Schulge­meinschaft leisten.“

  • Nicole Dürr (Frankfurt): „Seitdem wir an unserer Schule einen Sozialpädagogen haben, gibt es erheblich weniger Streit oder Konflikte.“